Knifflige Ermittlungen in der Bretagne mit Monsieur le Commissaire Dupin
Willkommen in der Bretagne. Willkommen im Finistère. Am Ende der Welt. In der neuen Zwangsheimat von Monsieur le Commissaire Georges Dupin. Nach einigen Techtelmechteln mit seinen Vorgesetzten wird der Kommissar aus der französischen Hauptstadt an den rund 550 Kilometer westlich gelegenen Küstenort Concarneau strafversetzt.
Zum guten Glück für uns Leserinnen und Leser. So kommen wir nun in den Genuss von mittlerweile bereits sechs spannenden Fällen aus der Bretagne. Gespickt mit viel geschichtlichem Hintergrund der Region ermittelt Kommissar Dupin auf seine ganz eigene Art.
Für Georges Dupin war es die Hölle.
Sie machten Ferien.
Strandurlaub.
Schlimmer konnte es nicht sein.
Lasst auch ihr euch anstecken vom französischen Charme mit vielen kriminellen Hintergedanken.
Darf ich vorstellen…
Monsieur le Commissaire Georges Dupin hat es nicht gerade einfach, in der Bretagne Fuss zu fassen. Er stammt aus Paris und Leute ausserhalb der Bretagne sind hier nicht gerade hoch angesehen. Er wird aber schnell und äusserst ausführlich in sämtliche Eigenheiten und allerhand Geschichten eingeführt. Seine Sekretärin Nolwenn ist nicht nur die gute Seele des Kommissariats, sie schult den Kommissar ab und zu auch mal mehr, als diesem lieb ist. Nolwenn weiss einfach alles und was sie nicht weiss, kann sie über ihre unglaublichen Kontakte in Erfahrung bringen. Dies wird in so mancher Ermittlung rege genutzt.
Dupin seufzte leise.
Kein Ort ohne Geschichten und Geschichte. Kein Ort, an dem nicht etwas Bedeutendes stattgefunden hatte. Das war die Bretagne.
Ebenfalls hinter jedem Sandhaufen des Strandes eine urbretonische Geschichte wittert Inspektor Riwal. Er bildet zusammen mit Inspektor Kadeg das Hauptermittlerteam um Kommissar Dupin. Kadeg hingegen ist sehr pflichtbewusst und eher selten mit den Vorgehensweisen des Kommissars einverstanden. Aber doch muss er die Befehle seines Chefs befolgen.
„Es gibt ein paar dringende Dinge zu besprechen. Ich muss Sie darauf aufmerksam machen, dass …“
„Wir werden alles besprechen. Später.“
„Wir haben …“
„Nicht jetzt.“
„Aber Monsieur le Commissaire …“
Dupin war einfach an Kadeg vorbeigelaufen.
Bei seiner Versetzung aus Paris an die Atlantikküste bleibt Dupins Freundin Claire vorerst in der Hauptstadt zurück. Lange ist nicht klar, ob die beiden noch zusammen sind oder nicht oder ob sie eventuell wieder ein Paar werden. Kompliziert macht die Beziehung auf jeden Fall die grosse Distanz zwischen den beiden. Aber eines darf ich hier verraten. In den sechs Bändern geschieht so einiges – und es entwickelt sich äusserst positiv.
Etwas weniger erfreulich ist die Zusammenarbeit zwischen Kommissar Dupin und dessen Chef, dem Präfekten Locmariaquer. Dieser will immer auf dem laufenden gehalten werden, was Dupin so überhaupt nicht gerne macht. Aber glücklicherweise sitzt Nolwenn im Büro am Telefon. Sie weiss mittlerweile, wie man den Präfekten zufrieden stellt.
Unglücklicherweise erkannte Dupin die Stimme sofort. Es war der Präfekt. Locmariaquer, ein Name, den Dupin auch in seinem fünften bretonischen Dienstjahr noch nicht annähernd aussprechen konnte. Und der Name war dabei nur halb so schlimm wie die Person selbst.
Entscheidende Hinweise zu den Tatorten und dort aufzufindenden Leichen liefern jeweils der Gerichtsmediziner Docteur Savoir und der Chef der Spurensicherung, René Reglas. Aber auch mit diesen beiden hat es Dupin nicht immer einfach. Was durchaus am Kommissar selbst liegen kann. Er hat eine sehr eigenartige Art und Weise, zu ermitteln und behält Informationen sehr gerne für sich. Auch seine beiden Inspektoren sind selten auf dem allerneusten Stand.
Es dauerte etwas, bis Docteur Savoir abnahm.
„Gibt es Neuigkeiten, Savoir?“
„Mit wem habe ich das Vergnügen?“
Dupin war sich todsicher, dass Savoir ihn auf Anhieb erkannt hatte.
Im Laufe der diversen Ermittlungen in der Bretagne macht Kommissar Dupin gute Bekanntschaften mit Kireg Goulch, dem jungen Polizisten der Küstenwache sowie mit Commissaire Sylvaine Rose vom Commissariat de Police Guérande. Mit der Kommissarin Rose fängt die Zusammenarbeit schwierig an, da Dupin in den bertonischen Salinen ausserhalb seines Zuständigkeitsgebietes ermitteln will. Erstaunlicherweise entwickelt sich daraus eine gute kollegiale Freundschaft.
Was wäre Kommissar Dupin ohne seinen petit café? Obwohl sein Hausarzt Docteur Garreg im tunlichst von zu häufigem Kaffee-Konsum abrät, braucht der Kommissar einfach ab und zu (oder etwas häufiger) einen petit café. Den allerersten und öfters auch den letzten des Tages geniesst Dupin im Amiral in Concarneau, einem von Paul Girard geführten kleinen Restaurant. Und wenn Dupin einmal Rat braucht, ist auf seinen Freund Henri stets Verlass.
Lasst uns ermitteln…
Sein Büro hat Kommissar Dupin in Concarneau am Atlantik, seine Ermittlungen führen ihn jedoch an verschiedene Schauplätze in der westlichen Bretagne, dem Finistère. Sein erster Fall hat Kommissar Dupin im malerischen Künstlerdorf Pont Aven zu lösen. Der betagte Hotelbesitzer Pierre-Louis Pennec wird erstochen aufgefunden. Doch welche Abgründe stecken hinter diesem Mord? Bretonische Verhältnisse deckt so einiges auf.
Ein Jahr später muss Dupin mit dem ihm verhassten Boot zum Tatort. Auf den Glénan-Inseln zehn Seemeilen vor Concarneau werden drei Leichen angespült. Doch wer sind die Toten überhaupt? Lediglich ein tragisches Schiffsunglück oder steckt mehr dahinter? Doch in Bretonische Brandung kommt mit der Zeit eine dramatische Gewissheit ans Licht.
Dupin stand wie angewurzelt.
„So ein Scheiss.“
Das durfte nicht wahr sein. Was zum Teufel spielte sich hier ab?
Dramatisch beginnt Dupins Fall in den Salzgärten der Guérande-Halbinsel. Auf einen Hinweis einer befreundeten Journalistin macht Dupin eine kleine Erkundungstour in die dortigen Salinen und wird um ein Haar erschossen. Die Kommissarin Sylvaine Rose übernimmt die Ermittlungen, doch Kommissar Dupin lässt sich nicht so leicht abschütteln. Die beiden werden am Ende von Bretonisches Gold ein gar nicht mal so schlechtes Team.
Im vierten Fall wird es so richtig Ernst für den Kommissar. Er bekommt von seinem Arzt Docteur Garreg ein striktes Kaffee-Verbot aufgebrummt und soll noch dazu Austern essen. Diese mag er aber so gar nicht. Und ausgerechnet mit der Austernzucht bekommt er es zu tun an der Mündung des Flusses Belon. Ein Toter liegt auf einem Parkplatz und verschwindet, bevor die Polizei eintrifft. Doch wenig später liegt in den Hügeln der Monts d’Arrée definitiv ein Toter. Obwohl der rund 100 Kilometer Distanz gibt es eine klare Verbindung zwischen dem tatsächlich Toten und der vermeintlichen Leiche. In Bretonischer Stolz muss Dupin also nicht nur einen Täter suchen, sondern auch noch eine Leiche finden.
Es lässt sich einfach nicht vermeiden. Als Kommissar an der Atlantikküste gibt es von Zeit zu Zeit einfach Fälle auf einer Insel zu lösen. So muss sich Kommissar Dupin einmal mehr mit dem Boot umher fahren lassen. In der Auktionshalle von Douarnenez wir die Leiche einer jungen Fischerin der Île de Sein entdeckt. Wenig später wird auf der Insel selbst eine Meeresforscherin ebenfalls tot aufgefunden. Was verbindet die beiden miteinander? Es ist so einiges anders, als es scheint in Bretonische Flut.
„Denken Sie nicht, es wäre angezeigt, einem Hinweis dieser Brisanz unverzüglich nachzugehen?“
Wenn er derart gestelzt sprach, war Kadeg besonders unerträglich.
„Bis später, Kadeg.“
Dupin legte auf und lehnte sich zurück.
Wer viel arbeitet, muss auch mal Ferien machen. Sagen sich die meisten – nur Kommissar Dupin nicht. Aber doch muss er auf Drängen seiner Freundin Claire und seiner Sekretärin Nolwenn zwei ganze Wochen lang Urlaub machen. All die ganzen langen Tage nur am Strand liegen. Es gibt nichts, was Dupin mehr verhasst ist. Im schönen Küstenort Trégastel an der Côte d‘Armor machen es sich Dupin und Claire gemütlich. Doch schon früh sucht sich der Kommissar die ein und andere Beschäftigung, um die Tage zu überstehen. Da kommt es dem Kommissar nicht ungelegen, dass es im sonst so ruhigen Städtchen einige mysteriöse Vorkommnisse gibt. Von den einheimischen wird er sofort als eigentlicher Ermittler eingespannt. So bringt Kommissar Dupin in Bretonisches Leuchten selbst in seinen Ferien einiges ans Tageslicht. Ganz zum Erstaunen des eigentlich zuständigen Kommissars.
Selbst lesen empfohlen…
Die Kriminalromane um den Monsieur le Commissaire Georges Dupin vom Commissariat de Police Concarneau lesen sich sehr flott und unterhalten bestens. Einzig die geschichtlichen Erzählungen über die Bretagne schweifen manchmal etwas gar stark ab. Ansonsten habe ich mich mit dem etwas eigensinnigen Kommissar sehr gut verstanden. Zum guten Glück hat er ja noch Claire und Nolwenn.
Er war zu perplex. Und zu glücklich.
Claire.
Egal, was er sagen würde, es würde nicht auszudrücken vermögen, wie froh er war.
Jetzt war alles gut.
Die Bücher sind also zum selbst lesen sehr zu empfehlen. Es ist nicht zwingend notwendig, aber fangt doch trotzdem beim Band 1 an und folgt einfach der nachfolgenden Reihenfolge.
- Bretonische Verhältnisse (2013)
- Bretonische Brandung (2014)
- Bretonisches Gold (2015)
- Bretonischer Stolz (2016)
- Bretonische Flut (2016)
- Bretonisches Leuchten (2017)
Wer sich nach erfolgreichem Lesen gerne bretonisch verköstigen möchte, kann dies mit dem Bretonischen Kochbuch gerne tun. Ich habe es bisher nicht getan, aber ein Tip ist es doch alleweil wert.
Der Autor Jean-Luc Bannalec ist ein Pseudonym. Unbestätigten Berichten zufolge steht dieses für den Geschäftsführer des Fischer Verlages und Verleger Jörg Bong aus Frankfurt am Main. Jean-Luc Bannalec erhielt 2016 im Namen des Conseil régional de Bretagne die Auszeichnung „Mäzen der Bretagne“. Dies für seine Verdienste um die Vermittlung der Bretagne.
Es ist LESEreisezeit…
Die grossen Sommerferien sind zwar schon wieder teilweise vorbei. Aber doch befinden wir uns noch inmitten der schönsten Reisezeit. Reisen und Lesen – was gibt es schöneres? So habe ich den ganzen Juli lesetechnisch in der Bretagne verbracht, um euch nun im August von meiner BUCHreise erzählen zu dürfen. Es hat Spass gemacht und ich darf diese LESEreise nur weiterempfehlen.
Dupin drehte sich noch einmal um:
„Es war mir ein Vergnügen, Messieurs.“
Dann war er weg.
Dieser Beitrag erschien am 15. August 2017 im Rahmen der BUCHweltreise auf meinem Blog querdurchdenalltag.com.
Kurzbeschreibung
Monsieur le Commissaire Dupin wird von Frankreichs Hauptstadt in die Bretagne strafversetzt, wo es zwangsläufig weniger Kriminalfälle geben sollte. Doch dem ist nicht ganz so, gibt es doch genügend davon, um den Commissair und uns Leser auf Trab zu halten. Es macht einfach Spass, gemeinsam mit dem etwas eigenen Moncieur le Commissaire die Bretagne am westlichsten Zipfel Frankreichs zu erkunden – mitsamt dem einen und anderen Mordfall.
Buchtitel: Bretonische Geheimnisse
Erscheinungsdatum: Juni 2018
Serie: Band 7 mit Monsieur le Commissaire Georges Dupin
Autor: Jean-Luc Bannalec
Verlag: Kiepenheuer & Witsch (kiwi)
Haupthandlungsort: Europa, Frankreich, Bretagne
Genre: Krimi